Das Gebiet der Marketing-Technologien entwickelte sich schon immer rasant. Immerzu entstehen neue Aufgabengebiete, die es gilt mit geeigneten Technologien zu besetzen. Auch die fortschreitende Digitalisierung treibt den Marketing-Technologien Markt kontinuierlich an. Mit welchen Trends können wir dieses Jahr rechnen?
1. Medienallianzen und Kohorten-Training
CEO und Co-Gründer der Datenplattform 1plusx, Jürgen Galler, geht dieses Jahr von zwei wesentlichen Entwicklungen aus. 2022 wird man sich auf die Verbindung von Datenschutz und Zielgruppenansprache (Targeting) fokussieren und wie man diese vermarkten kann. Laut des Spezialisten für Daten werden sich die Werbetreibenden wohl erst dann mit dem Kohorten-Training beschäftigen, wenn andere Methoden versagen. Währenddessen verbreitet Google bereits die neuen Privacy-Sandbox-Vorschläge, welche vermutlich von FLoC und FLEDGE abgeleitet wurden.
Mittlerweile scheinen auch mehr Medienunternehmen wie Rundfunkanstalten und Verlage technologische Partnerschaften zu formen, um die eigene Metrik zu stärken und mit der Dominanz der Walled Gardens mithalten zu können. Das Ganze könnte zu einer Umdisponierung der Werbetreibenden führen, insbesondere in Bezug auf ihre Positionierung auf dem Markt.
2. Gleichgewicht zwischen Datenschutz und Personalisierung
Florian Lichtenwald, Geschäftsführer und Chief Business Officer der Konkurrenz Plattform Zeotap, geht ebenfalls davon aus, dass die Targeting-Unsicherheit dieses Jahr eine bedeutende Rolle spielen wird. Laut ihm wird sich das datengetriebene Marketing noch verstärken, vorausgesetzt die Unternehmen gehen es richtig an. Darunter fällt, dass die Frist-Party-Datensätze über alle Kanäle hinweg zu einem einzigen Customer View (Single Customer View) oder einem sogenannte Golden Record zusammengefügt werden.
Vor allem aber geht es laut dem Experten um ein Gleichgewicht, das zwischen Personalisierung und Datenschutz herrschen muss. Um dieses herzustellen, sollen die Marken Technologien verwenden, welche die Präferenz ihrer Kundschaft berücksichtigt, und das während des gesamten Customer Journeys. Wenn den Verbrauchern signalisiert wird, dass während sie eine wichtige Erfahrung mit der Marke machen, ihre persönlichen Daten sicher verwahrt werden, kann man eventuell verloren gegangenes Vertrauen wieder herstellen.
3. Personalisierung und Automatisierung
Die Fülle an Werbebotschaften und die veränderten Data-Privacy-Anforderungen, werden dafür sorgen, dass man seine Zielgruppen kaum noch mit den altbewährten Marketing-Methoden erreicht, so Michael Diestelberg, VP Product & Marketing von Mapp. Die Datenplattformen ordnen die Informationen zwar richtig ein, doch dann fließen diese in Systeme wie die Customer-Engagement-Plattform des Unternehmens.
2022 sollte man deshalb auf Effizienz setzen. Die Personalisierung der Kundenkommunikation sowie automatisierte Prozesse werden Standard sein. Hinzu kommt, dass man anhand der KI’s und deren Fähigkeit maschinell zu lernen, Daten in Echtzeit verarbeiten kann, sodass mit der Auswertung dieser Daten Prognosen über das zukünftige Kundenverhalten gestellt werden können. Laut Diestelberg könnte man so auch Performance-Anomalien automatisch erkennen und beheben.
4. Demokratisierung von Daten und neue Measurement-Tools
Analytic Partners eignen sich, um den Erfolg der Marketingmaßnahmen zu bewerten. Die DACH-Chefin des Unternehmens, Maren Seitz, glaubt dieses Jahr auch der Umgang mit Daten, vor allem der Bereich des Datenschutzes, von großer Bedeutung ist. 2021 waren viele Marketing-Technologien noch im Entwicklungsstadium, 2022 werden es besonders die alternativen Targeting und Measurement Tools auf den Markt schaffen, so Seitz.
Es sollten allerdings keine falschen Schlüsse gezogen werden, denn nur weil etwas neu ist, heißt das nicht, dass es unbedingt besser ist. Weil es wahrscheinlich sehr viele Marketing-Technologien geben wird, die sich auf eine kurzzeitige Optimierung konzentrieren, sollen die Marketer eine Auswahl der Tools in eine handfeste und bedachte Strategie einbetten, so können sie einen Überblick darüber behalten, welche tatsächlichen langfristigen Auswirkungen diese haben.
Seitz erklärt, dass man sich darüber im Klaren sein sollte, was die eigenen KPIs und Ziele sind und welche Daten man dafür braucht beziehungsweise schon besitzt.
Darüber hinaus wird es notwendig sein alle Daten transparent darzulegen und generell zugänglich zu machen, sodass alle Stakeholder die nötigen Insights haben. Man müsse sich auf eine einheitliche Sprache einigen, die alle verstehen sowie eine einheitliche, harte Währung, mit welcher man Vergleiche anstellen kann.
5. Content-Marketing Lösungen auf Hochkonjunktur
Christian Bennewitz ist für die Website-Optimierungs-Lösung Siteimprove tätig. Der deutschlandweite Sales-Chef betont den weiteren Vormarsch des Content Marketings. Durch die steigenden Anforderungen des Verbraucher-Publikums, wird es immer härter die richtigen Inhalte zu vermitteln. Gerade die Pandemie hat deutlich gemacht, dass die Kund:innen sich mit einer Marke auf einer menschlichen Ebene verbinden wollen. Bennewitz erwartet deshalb eine exponentiell steigende Nachfrage nach Lösungen, die den Werbetreibenden dabei helfen, die Erwartungshaltung und das Kaufverhalten der Kundschaft zu verstehen. So können diese strategisch geplanten Content produzieren, welcher individuell auf die User abgestimmt ist und allzeit auffindbar, zugänglich und glaubwürdig ist.
6. B2B Lead-Scoring
Lead Generation, die Generierung von Kontakten, ist eine Hauptaufgabe des Content Marketings. Für Claudia Projic, Geschäftsführerin des technischen Marketing-Tools Kyto, wird der Bereich Vertrieb und Marketing 2022 deutlich im Vordergrund stehen. Früher generierten die Vertriebler ihre beschaulichen Leads über Messen, heutzutage können Unternehmen allein durch Webseitenbesuche mehrere hundert potentielle Leads am Tag generieren.
Doch laut Projic kommt es auf die Qualität solcher Kontakte an, denn das Herausfiltern hochwertiger und passender Leads ist im B2B Bereich essentiell für das effektive Gelingen von Marketing- und Vertriebsaktivitäten. Somit wird auch das Angebot neuer Software-Lösungen weiter steigen. Für die Kyto-Chefin setzt das aber ein gewisses Know-How voraus. Besonders die mittelständischen Unternehmen müssen sowohl ihre digitalen Kompetenzen als auch ihre Webseiten-Infrastruktur erweitern. Die richtigen Tools helfen ihnen dabei nachhaltig und effizient zu wirtschaften.
7. Zwischen den Technologien connecten
Für Dominic Karpf, Team Lead Product Manager des Order-Management-Systems Gotom, kommt es auf die Kommunikation zwischen den richtigen Tools an. Durch die Pandemie wurde die Digitalisierung schlagartig vorangetrieben. Nun kommt es auf teamübergreifende Online-Kollaborationen an, insbesondere, weil die Homeoffice-Arbeitsweise sich voraussichtlich langfristig etablieren wird. Online-Marketing und andere Arbeitsbereiche benötigen daher unbedingt verknüpfende Technologien, sodass die operativen Business-Prozesse anhand dieser Tools angepasst werden können. Konnektoren, die zwischen den unterschiedlichen Softwares im Unternehmen eingesetzt werden, unterstützen so mit hoch automatisierten Workflows das Tagesgeschäft, betont Karpf.