Die Facebook-Tochter Instagram ist nach wie vor eine beliebte Sammelsurium-Plattform für Menschen mit Interessen aller Art. Hier wird geliked, geteilt und kommentiert was das Zeug hält. Herz der Plattform war bisher immer der kleine Herz-Button, was sich aber möglicherweise bald ändern könnte. Wer regelmäßig auf Instagram unterwegs ist, hat den Wandel der Plattform vielleicht sogar mitbekommen.
Wo einst noch Bilder im Vordergrund standen und der Text eher Nebensache war, liegt der Fokus nun darin ein passendes Bild zu der ultralangen Bildunterschrift zu finden. Influencer posten nicht mehr nur Bilder von ihrem perfekt angerichteten Frühstücks, OOTDs oder Produktplazierungen, sondern lassen ihre Zielgruppe immer mehr an ihrem privaten Leben teilhaben. Sie berichten darüber, was sie berührt, was sie interessiert, nehmen Stellung zu wichtigen Themen in der Gesellschaft und fungieren als Vorbild.
Im vergangen Jahr hatte Instagram den Like-Button in manchen Ländern bereits abgeschafft. Die Plattform nahm immer mehr die Form einer Blogging-Plattform an, mit neuen Regeln, Mechaniken und KPIs. Aktuell wächst die Bedeutung des Textes, dies hatte eine Studie der Influencer-Marketing-Plattformen Later und Fohr belegt. Im Jahre 2016 lag die Länge der Bildunterschrift im Durchschnitt noch bei etwa 142 Zeichen. Diese Zahl verdoppelte sich im darauffolgenden Jahr. Im Jahr 2020 soll der Durchschnitt der Zeichen bei etwa 405 Zeichen liegen.
Die Abschaffung der Likes soll Follower dazu bringen eher den Inhalt eines Posts zu gewichten, statt den Fokus nur auf die Zahl der Likes zu legen. Zusätzlich sollte die Anzahl der Likes nicht mehr mit dem Erfolg eines Posts gleichgesetzt werden. Durch die kurze Nutzung der App stagnierte die Nutzungszeit der App. Die Abschaffung des Like-Buttons könnte dazu führen, dass sich die Aufenthaltsdauer der App verlängere.
Damit seien wichtige Faktoren der Erfolgsmessung für Influencer nun Kommentare, Saves, Shares, Reaktionen von seitens der Follower und die Verweildauer auf Content.
Die USA waren uns dabei einen Schritt voraus und haben sogar einen Namen für dieses neue Format: Micro-Blogs.
Ziel eines “perfekten” Micro-Blogs ist also die Verbindung von Ästhetik und Text. Wie das funktioniert machen einige Instagramer schon vor. Sie ziehen ihre Follower in den Dialog, fragen sie nach ihren Gewohnheiten und Tipps und stellen ihre Follower somit immer wieder in den Mittelpunkt. Und gerade zur Zeit kommen Influencer nicht mehr daran vorbei sich vor gesellschaftlichen und politischen Themen auf ihren Kanälen zurückzuziehen. Immer bedeutender wird die offene Stellungnahme der Influencer, sodass die Plattform das Interesse an den klassischen Medien bereits überholt hat. Ein gelungenes Beispiel stellt hier die österreichische Instagrammerin Madeleine Darya Alizadeh dar. Auf ihrem Instagram-feed (@dariadaria) greift die junge Frau immer wieder gesellschaftlich wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Gleichberechtigung, Rassismus und Sexismus auf.
Auch auf einer Plattform wie Instagram spielt der Mehrwert des Contents eine Rolle. Posts mit Tipps zu bestimmten Themenbereichen können hier für Shares und Saves sorgen und regen auch hier den Dialog in der Community an.
Das Ende des Like-Buttons kann damit auch eine Chance zu etwas Neuem sein. Influencer müssen nun umdenken, dafür aber mehr Herzblut in die Themen stecken, die ihnen am Herzen liegen.